Vom Bankenviertel in die Immobilienwirtschaft: Im Porträt erzählt unser CFO André Speth von schlaflosen Nächten vor dem Börsengang der Noratis, der Liebe zum Detail, die es am Kapitalmarkt braucht und warum ein goldener Mercedes ihn fast davon abhielt, den Weg in die Immobilienwirtschaft zu gehen.
Manchmal ist es erst Liebe auf den zweiten Blick. So etwa bei André Speth und der Immobilienwirtschaft. Während seiner Zeit bei Morgan Stanley schickte ihn sein damaliger Chef im Jahr 2007 auf eine Immobilienkonferenz – und das, obwohl Speth bis dahin eigentlich keinen Branchenfokus hatte. „Es gab zu dieser Zeit zu wenig Immobilienspezialisten, gleichzeitig entwickelte sich der Markt dynamisch und es gab aus Sicht der Bank viele Opportunitäten. So wurde ich quasi in das Thema Immobilien reingeschoben“, so Speth über seine ersten beruflichen Schritte in der Branche. Und heute, fast 15 Jahre später, fühlt sich der 47-jährige als CFO eines führenden Bestandsentwicklers für Wohnimmobilien in der Branche äußerst wohl.
Dabei hatte Speth ursprünglich nur wenig Sympathie für die Immobilienwirtschaft – auch und gerade weil er an der EBS, der European Business School in Oestrich Winkel, neben Banken & Finanzen auch Immobilienökonomie als Hauptfach belegt hatte. „Ich erinnere mich an einen externen Referenten, einen Projektentwickler, der im goldenen Mercedes und gestreiftem Sakko mit karierter Hose vorfuhr “, erinnert er sich. „Für manche hat das die Branche vielleicht erst interessant gemacht, aber mich hat das damals eher abgeschreckt.“
„Mich reizte die Idee, ein kleines Unternehmen auf seinem Wachstumskurs zu begleiten“
Auf der anderen Seite stärkte das Studium seine Faszination für den Finanz- und Kapitalmarkt. Nach dem Abschluss zog es Speth daher in das Frankfurter Bankenviertel. Er betreute bei JP Morgan, Morgan Stanley und der Deutschen Bank unter anderem zahlreiche Übernahmen sowie Zusammenschlüsse großer Unternehmen. Darüber hinaus begleitete er Börsengänge und Kapitalmarkttransaktionen – ab 2007 dann fast ausschließlich in der Immobilienwirtschaft. So war Speth etwa am IPO der LEG beteiligt, jenem Düsseldorfer Wohnungsunternehmens, das ein Kandidat für die Aufnahme in den erweiterten DAX ist.
Nach langjähriger Tätigkeit als Berater wurde der Wunsch stärker, auch operative Verantwortung in der Immobilienwirtschaft zu übernehmen. Nach einer Zwischenstation bei der Deutsche Office AG wechselte der dreifache Familienvater im Jahr 2015 zur Noratis. „Im Gegensatz zu dem damaligen Referenten bin ich hier in ein Team gekommen, das erfrischend bodenständig war. Insbesondere reizte mich die Idee, ein vergleichsweise kleines Unternehmen mit großer Vision und ambitioniertem Team auf seinem Wachstumskurs zu begleiten“, so Speth.
„Der Börsengang hat mir mehr als eine schlaflose Nacht bereitet“
Ein Highlight war dabei der Börsengang im Jahr 2017, ein Projekt, das Speth „mehr als eine schlaflose Nacht bereitet hat“, wie er offen zugibt. Doch die Zeit war gut investiert. Denn das Unternehmen, das vor weniger als zehn Jahren ein Portfolio von gerade einmal 50 Wohnungen hatte, ist heute fast 100 Mio. Euro wert. Tendenz steigend – nicht erst seit dem Einstieg der Familie Merz als Ankeraktionär im Jahr 2020.
Die erfolgreiche Entwicklung basiert dabei auch auf den gelebten Unternehmenswerten. „Wir wollen mit unserem Multi-Stakeholder Ansatz spürbaren und nachhaltigen Mehrwert für alle Beteiligten schaffen, also attraktiven Wohnraum, der gleichzeitig bezahlbar ist und rentabel“, erzählt Speth und ergänzt „Und fast noch wichtiger: Wir halten unsere Versprechen – gegenüber den Verkäufern, Käufern und Mietern ebenso wie gegenüber allen anderen Geschäftspartnern, Banken und natürlich dem Kapitalmarkt.“
„Ich halte dem CEO den Rücken frei“
Speth selbst sieht sich dabei als „wichtigster Supportmitarbeiter“ der operativen Geschäftsbereiche. „Ich halte unserem Asset Management, dem An- und Verkauf und natürlich dem CEO den Rücken frei und sorge dafür, dass die Noratis-Maschine geschmiert ist“.
Dabei setzt Speth vor allem auf Effizienz und der Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Ich bin Verfechter des 80/20 Pareto-Prinzips, also dem Grundsatz, dass 80 Prozent des Erfolgs eines Projekts auf 20 Prozent der dazu eingesetzten Mittel zurückgehen “. Dennoch braucht es natürlich auch eine gewisse Liebe zum Detail – gerade am Kapitalmarkt, bei dem es gerne wirkt, als würde er nur aus Geschäftsberichten, Börsenkursen und Excel-Tabellen bestehen.
Dennoch definiert sich André Speth nicht als klassicher Nur-Zahlen CFO: „Ich liebe es, die Noratis gemeinsam mit diesem großartigen Team auch strategisch mitzuentwickeln“, erzählt Speth mit spürbarer Begeisterung – und diesem ganz besonderen Funkeln in den Augen.
André Speth
Geboren | 1973 in Limburg an der Lahn |
Ausbildung | Studium der Betriebswirtschaftslehre an der European Business School in Oestrich-Winkel |
Tätigkeit | Seit 2015 bei Noratis, verantwortlich für Finanzierung, Controlling, Investor Relations und IT |
Berufserfahrung |
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